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A brotherhood of man – davon träumte John Lennon schon 1971

Führungskompetenz

5 Tipps gegen Rassismus auf Station

Lesen Sie, was die Stationsleitung und gebürtige Südkoreanerin Sun-Young Yang-Scharf im Umgang mit rassistischen Patienten rät

Sun-Young Yang-Scharf erlebt mehr oder weniger täglich Rassismus: Nicht nur sie selbst, auch fast alle ihre Mitarbeiter haben ausländische Wurzeln,  in Kamerun, Rumänien, Litauen, Bolivien, Griechenland, in der Türkei.  Für pflegen-online schildert sie, wie  gegen herabwürdigende Sprüche und Anfeindungen vorgeht.

In  meinem ersten Beitrag habe ich Ihnen von meinen Erfahrungen mit Rassismus in einem deutschen Krankenhaus berichtet. Solche Erfahrungen machen nicht nur stark – durch sie entwickelt man nach und nach Methoden, sich zu wehren. Meine besten Tipps zum Umgang mit Rassismus auf einer Pflegestation habe ich Ihnen hier zusammengestellt:

1. Tipp: Stärke einzeln und im Team aufbauen – und zeigen

Wird es offenbar, dass sich die Leitung für ihre Kolleginnen einsetzt, auch gegen rassistische Äußerungen und Verhaltensweisen, und lernen die Kolleginnen Stärke und Bewältigungsstrategien und treten entsprechend selbstsicher auf, wird der Raum für Menschen mit nationalistischen oder anderweitig engen Denkweisen sehr klein. Gegen eine stark zusammenhaltende Mannschaft ist schwer anzutreten.

2. Tipp: Mit Ärzten Bande schmieden

Gewinnen Sie andere Berufsgruppen auf der Station als Verbündete, zunächst durch starke pflegerische Kompetenzen. Das sorgt für Respekt. Generell gilt: Wo eine gute Teamdynamik herrscht, hat Rassismus kaum eine Chance, und Teamdynamik entsteht durch berufsgruppenübergreifende Kooperation und Interdisziplinarität. Verkneifen Sie sich daher auch, Kollegen ihres Teams vor anderen runter zu machen.

3. Tipp: Nehmen Sie Hinweise ernst

Schaffen Sie sich als Leitung stets einen aktuellen Überblick über Patienten beziehungsweise deren Verhalten sowie über Persönlichkeiten und Charaktereigenschaften der Kolleginnen. Dann bekommen Sie ein Gefühl für die aktuelle „Bedrohungslage“. Nehmen Sie Hinweise der betroffenen KollegInnen ernst, tun sie sie niemals als Bagatelle ab, Menschen sind vulnerabel.

4. Tipp: Erlauben Sie sich Strenge

Trauen Sie sich, „streng“ gegenüber Patienten zu werden. Behalten Sie im Hinterkopf: Wer sich noch rassistisch äußern kann, ist der überhaupt akut krank? Wie steht es bei diesem Menschen um die medizinische Indikation? Und schließlich: Wer sich nicht an gängige Regeln (gibt es in Ihrem Haus Hausregeln? Verweisen Sie darauf!) hält, der ist wohl derjenige, der die Station verlassen muss.

5. Tipp: Schutz vor Rassismus ist auch eine Besetzungsfrage

Sie haben eine Leitungspositionen in der Pflege zu besetzen? Und wollen etwas gegen Rassismus gegen ihre Belegschaft tun? Hier können Sie ansetzen! Denn bedenken Sie bitte: „The right person on the right position for the right task“ – soll heißen: Ist eine Person für die Leitungsaufgaben weder fachlich noch soziopersönlich geeignet, fehlt ihr die Bereitschaft, sich – ja, auch mal gegen rassistische Patienten – durchzusetzen, dann ist sie in ihrer Position falsch. 

[Ja, Stationsleitungen müssen durchgreifen können – Haltung zeigen. Das, so eine Umfrage,  erwarten die Mitarbeiter – lesen Sei dazu unseren Artikel Stationsleitungen, greift endlich durch!]

Ich höre immer wieder: „Ach du, du kannst doch die Welt nicht ändern.“ Dann sage ich: Das habe ich auch gar nicht vor. Ich kann mich aber ändern und entwickeln, kann mein Team entwickeln, auf die Atmosphäre auf meiner Station einwirken. Jeder kann das, wenn er es will. Es braucht Mut, darüber zu sprechen, worauf es ankommt und was verletzend ist. Eine Welt ohne Konflikte werden wir nicht schaffen, aber eine Welt, in der das Anderssein akzeptiert und respektiert wird, könnte man nicht darauf hoffen…?

Tipps: Sun-Young Yang-Scharf

Protokoll: Romy König

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Erfahrungsbericht

Unser täglicher Kampf gegen Rassismus auf Station

Für viele Pflegekräfte gehören rassistische Sprüche von Patienten zum Arbeitsalltag. Gut, wenn dann Kollegen, Leitung und Ärzte hinter ihnen stehen. Ein Erfahrungsbericht von Stationsleitung Sun-Young Yang-Scharf (Foto, r.)

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