Wir haben Experten gefragt, wie Mitarbeiter ihren Wunsch nach mehr Flexibilität bei ihrem Arbeitgeber am besten platzieren können.
[Dieser Artikel erschien zuerst im Magazin der Pflegekammer Rheinland Pfalz (Ausgabe 9)]
1. Klartext reden statt Murren
„Reden Sie! Sprechen Sie über Ihre Wünsche“, appelliert Jürgen Griesbeck von der pme Familienservice GmbH an die Pflegefachpersonen. „Belassen Sie es nicht beim Murren im Gespräch mit Kollegen, das bringt nichts. Wenden Sie sich direkt an die Führungskräfte. Bedenken Sie: In anderen Branchen machen Mitarbeiter viel eher deutlich, dass sie an ihre Grenzen geraten. In der Pflegebranche, so unsere Erfahrung holen sich viele erst Hilfe, wenn sie schon krank geworden sind und gar nichts mehr geht.“
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2. Aus Betriebsperspektive argumentieren
Griesbeck rät weiter: „Seien Sie lösungsorientiert im Gespräch mit der Führungskraft. Wenn Sie in einer Altenpflegeeinrichtung arbeiten, können Sie zuvor die Wünsche der Bewohner sondieren und deren Flexibilität abfragen. Vielleicht ist es gar nicht allen so wichtig, morgens so früh aus dem Bett geholt zu werden. Arbeitsabläufe sind ja nicht in Zement gegossen.“
3. Kompromisse mit Kollegen suchen
„Seien Sie solidarisch“, so Griesbeck. „Sprechen Sie mit Ihren Kollegen – über deren Wünsche und über Ihre eigenen. Es kann gut sein, dass sie sich ergänzen, oder dass Sie Kompromisse finden, mit denen Sie dann gemeinsam an die Leitung herantreten können.“
4. Immer wieder nachhaken
Hartnäckigkeit ist gefragt, sagt Andrea Lehwald, die Krankenhäuser bei der Personalgewinnung berät und lange Zeit als Pflegefachperson gearbeitet hat. „Meine Vorgesetzte hat meinen Wunsch nach veränderten Arbeitszeiten zuerst abgelehnt. Das wollte ich nicht hinnehmen, nach zwei Monaten habe ich dann wieder gefragt, ob etwas zu ändern ist. Das ging ein paar Mal hin und her, bis ich Erfolg hatte. Ich kann nur jedem raten, sich nicht von der Stationsleitung abspeisen zu lassen. Wenn sie nicht reagiert, sprechen Sei mit der nächst höheren Ebene oder der Mitarbeitervertretung.“
5. Bewerber: nicht gleich unterschreiben!
Für Bewerber empfiehlt sich: Ist das Vorstellungsgespräch gut verlaufen und zeigt der Arbeitgeber Interesse, ist der Zeitpunkt günstig, über Arbeitszeiten zu verhandeln. Julia Schäfer, Leiterin von Practice Health Care bei der Personalberatung Kienbaum rät: „Äußern Sie Ihre Vorstellungen und Kapazitäten ganz klar, bevor sie den Arbeitsvertrag unterschreiben. Möglicherweise lassen sich bestimmte Eckpunkte sogar in den Vertrag integrieren.“
Autorin: Kirsten Gaede
Foto: Jens Schünemann
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