Bei Menschen mit Inkontinenz gilt es, den Kontakt von Urin und Stuhl mit der Haut möglichst kurz zu halten – bestenfalls ganz zu vermeiden. Denn eine feuchte Intimregion ist der Hauptrisikofaktor für eine Inkontinenz-assoziierte Dermatitis, kurz IAD, die mit schmerzhaften Bläschen, Pusteln oder nässenden Hautrötungen einhergeht. Laut einer aktuellen Studie ist davon etwa jeder fünfte Bewohner in deutschen Pflegeheimen betroffen.
Es gibt viele Möglichkeiten, Inkontinenz und Einnässen zu verhindern: Patienten oder Bewohner etwa regelmäßig Toilettengänge anbieten und auf leicht zu öffnende Kleidung achten. Außerdem sind gerade einige technische Systeme entwickelt worden, die sich gut unterstützend einsetzen lassen.
1. Sensor misst Urinsättigung von Inkontinenz-Vorlage
Werden aufsaugende Inkontinenz-Vorlagen verwendet, müssen diese ausreichend häufig gewechselt werden. Das ist vor allem wichtig, wenn Bewohner ihre Vorlage nicht selbst wechseln können oder nicht in der Lage sind, sich zu melden, wenn sie eingenässt haben. Hier müssen Pflegekräfte in der Regel manuell überprüfen, wie voll die Vorlage (-einlage, Inkontinenzhose oder Inkontinenz Pants) ist und ob sie gewechselt werden muss.
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Im Alltag kann das bei Zeitmangel schnell untergehen. Abhilfe schafft ein Sensor, der kontinuierlich die Urinsättigung der Inkontinenz-Vorlage misst: Dazu wird an der Außenseite der Inkontinenz-Vorlage ein wieder verwendbarer Sensor angebracht. Auf dem Markt sind zum Beispiel der Tena SmartCare Change Indicator ™, Abena nova und andere Produkte. Der Sensor schätzt die Urinsättigung ein und informiert das Pflegepersonal per App über den optimalen Zeitpunkt für den Wechsel der Vorlage. Ein Produkt wird aktuell in einer großen randomisiert-kontrollierten Studie untersucht.
2. Sensor kann Füllstand der Blase erkennen
Oft merken ältere Menschen nicht rechtzeitig, wann die Blase voll ist, so dass es zum ungewollten Urinverlust kommt. Ein junges Unternehmen aus Mittelfranken hat einen Sensor entwickelt, der dieses Problem löst. Mittels LED (Light Emitting Diode) misst der Sensor kontinuierlich den Füllstand der Blase und sendet diese Informationen an die zugehörige App der betroffenen Person oder der Pflegekraft – und warnt auch vor hohen Füllständen. So kann die Betroffene entweder selbst rechtzeitig die Toilette aufsuchen oder sich von der Pflegekraft begleiten lassen. Befestigt wird der Sensor über einen Gurt beziehungsweise über ein Textilband, oder er wird an die Unterwäsche geklippt – etwa 2 cm oberhalb des Schambeins.
Laut Angaben des Anbieters InContAlert ist der Markteintritt für das Sensorsystem für 2024 geplant, ein konkretes Datum stehe allerdings noch nicht fest. In einer aktuellen Studie konnte nachgewiesen werden, dass die Genauigkeit der Messung des Sensors vergleichbar mit der von Ultraschall ist, berichtet Jannik Lockl, CEO und Co-Founder von InContAlert. Eine weitere Studie zeige, dass sich die Nutzung von InContAlert signifikant positiv auf die Lebensqualität auswirkt (Umfrage unter circa 350 Patienten). Beide Studien seien in renommierten wissenschaftlichen Journalen erschienen.
3. Inkontinenzklemme stoppt Urinfluss bei Männern
Für Männer ist ein medizinisches Produkt auf dem Markt, das den unfreiwilligen Verlust von Urin verhindert, zum Beispiel nach Prostatektomie: die Inkontinenzklemme Harex®. Diese wird direkt unterhalb der Eichel positioniert und übt leichten Druck auf die Harnröhre aus, sodass ungewollte Leckagen vermieden werden. Nach Angaben der Firma Audasia GmbH in München ist das Gerät über viele Stunden hinweg angenehm zu tragen und verursacht keine Beschwerden. Es soll kaum spürbar und von außen kaum wahrnehmbar sein.
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Das Gerät lässt sich ohne fremde Hilfe anlegen und individuell anpassen. Dazu wird einfach der Anpassungshebel bewegt, bis der gewünschte Druck erreicht ist. Dabei ist laut Firma gewährleistet, dass lediglich der Urinauslass blockiert wird und gleichzeitig das Blut ungehindert zirkulieren kann. Das Produkt kann mit Seifenwasser gereinigt werden. Da es keine Metallteile enthält, bestehe auch keine Gefahr von Rostbildung oder dermatologischen Problemen. Inwieweit sich Harex® für pflegebedürftige Menschen eignet und sinnvoll ist, wird von der Firma nicht thematisiert.
Autorin: Brigitte Teigeler