Dieser Artikel erschien zuerst im Dezember 2018 und wurde am 15. Dezember 2020 aktualisiert.
Wir haben uns bei den Autoren der Schlüterschen (Pflege-Redaktion und humboldt Verlag) und in unserer Redaktion umgehört und gefragt: Was hilft gegen den viel beklagten Stress zur eigentlich doch so geliebten Weihnachtszeit?
1. Kleine Auszeiten
Ich selbst schreibe immer eine To-do-Liste und die ist auch sehr hilfreich im laufenden Jahr. Im November und Dezember überarbeite ich diese jedoch und schaue, ob wirklich alle Termine wichtig sind und baue bewusst Zeiten für mich ganz alleine ein (mehr als sonst): unterwegs anhalten, einen Spaziergang machen und die Umgebung genießen. Vielleicht mit einem Thermosbecher Kaffee oder Tee dabei ...
Jobportal pflegen-online.de empfiehlt:
Gabriela Koslowski (www.lebensspur.org), examinierte Krankenschwester, psychologische Beraterin, Autorin von Resilienz in der Pflege: Sie sind stärker als Sie glauben! Gelassen durch den beruflichen Alltag
2. Die perfekte To-do-Liste
Stellen Sie dieses Jahr die Weichen neu: Schreiben Sie sich alles auf, was Sie erledigen müssen und überlegen Sie sich, bis wann die einzelnen Aufgaben erledigt sein müssen, damit alles gut funktioniert. Erstellen Sie eine Checkliste. Wenn etwas nicht rund läuft, dann korrigieren Sie die Deadline oder die Aufgabe entsprechend.
Sie werden dieses Jahr damit zwar noch nicht in den Genuss einer völlig stressfreien Weihnachtszeit kommen, aber ab nächstem Jahr dafür umso mehr. In Zukunft holen Sie einfach Ihre Checkliste hervor und gehen diese Punkt für Punkt durch. Sie werden sehen, wie viel entspannter und genussvoller Sie die Weihnachtszeit erleben werden.
Ivan Blatter (https://ivanblatter.com), Personal Trainer für Zeitmanagement, Autor von Arbeite klüger, nicht härter
3. Lebe lieber unperfekt!
Am zweiten Advent noch keinen Adventskranz – ja, warum denn nicht! Am 20. Dezember noch keine Plätzchen gebacken und alle Geschenke besorgt – auch das ist in Ordnung! Vor dem Lockdown nicht beim Friseur gewesen – auch nicht so schlimm, denn die Patienten schauen Ihnen sowieso nicht aufs Haar, sondern ins Herz. Stellen Sie sich einfach vor, Sie wären Ihr Haustier. Ist das für Ihren Hund oder Ihre Katze wichtig, dass dort ein Adventskranz steht, dass dekoriert ist oder dass Ihre Haare sitzen? Nein. Das Haustier braucht auch keinen perfekt geschmückten Baum. Das Wunder von Weihnachten ist doch nicht, dass wir selber abgehetzt sind, und unsere Wohnung dafür taff dekoriert – es ist die Liebe, die Muße, die Gemütlichkeit. Haben Sie den Mut, unperfekt zu sein. Lassen Sie mehr als Fünfe gerade sein, seien Sie also lieber gelassener als schön dekoriert.
Barbara Messer (www.barbaramesser.de/), Altenpflegerin, NLP-Trainerin, Trainerin und Coach, Autorin von Helfersyndrom? Strategien für verantwortungsvolle Pflegekräfte
4. Da ist doch noch der Januar ...
Bedenken Sie: Die Uhren ticken nach Weihnachten weiter. Wir müssen nicht alles in den Dezember quetschen. Der Entenbraten, der Spaziergang im schönen, aber weit entfernten Park – Dinge wie diese lassen sich auch in den Januar und Februar schieben. So setzen Sie außerdem schon einmal ein paar farbliche Akzente in der oft als bleiern empfundenen Zeit nach dem Jahreswechsel (auch ohne Lockdown).
Kirsten Gaede (gaede@schluetersche.de), Chefredakteurin Pflegemedien bei der Schlüterschen
5. Die Zwei-Minuten-Regel
Alles was sich in zwei Minuten erledigen lässt, wird sofort erledigt. Es dauert bei vielen Dingen länger, sie auf die To-do-Liste zu schreiben, als sie einfach zu machen und so den Kopf wieder frei zu haben. Jeder unerledigte Kleinkram ist wie ein kleiner Kieselstein der ganz schnell zu einem riesigen Steinhaufen wird. Es beginnt mit dem Spülen der Kaffeetassen am Morgen, geht weiter mit dem Gießen der Blumen oder mit dem Bestellen der Weihnachtsgans.
Es ist verblüffend, was man alles in zwei Minuten erledigen kann, wenn man erst einmal damit begonnen hat: die Weihnachtskarte an die ehemalige Kollegin geschrieben, die E-Mail an die Stadtwerke abgeschickt, aus dem Fenster gucken, die Lichterkette aus dem Keller geholt, einen Arzttermin machen. Mit der Zwei-Minuten-Regel unterstützen Sie Ihre Kreativität und haben garantiert bessere Laune!
Christine Behrens (www.c-behrens.de), Theologin, Sozialmanagerin und Transaktionsanalytikerin, Autorin von Hilfe für Helfer: Wie Pflegekräfte ihre spirituellen Ressourcen nutzen können
6. Über Wartenzeiten ärgern? Nein, besser durchatmen!
Die Schlange an der Supermarktkasse, der Stau auf dem Weg nach Hause, die Verspätung der U-Bahn-Wartezeiten stressen, weil wir darauf geeicht sind das ALLES schnell gehen soll und wir oft in Eile sind. Der Ärger, der dabei entsteht ändert an der Situation allerdings wenig, er macht sie höchstens schlimmer. Genau deswegen sollten wir diese Zeit zum Durchatmen nutzen!
Irene Maier, Vizepräsidentin des Deutschen Pflegerats, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Pflegedirektorinnen und Pflegedirektoren der Universitätskliniken (VPU), bis 2016 Pflegedirektorin und Vorstandsmitglied des Universitätsklinikums Essen
7. Atemübung statt Smartphone
Wussten Sie schon, dass das Warten in der Kassenschlange ein Zeitgeschenk ist? Nutzen Sie es und atmen Sie mal richtig tief durch, während Sie warten. Atmen Sie tief durch die Nase ein, Atem anhalten – und langsam durch den Mund wieder aus. Machen Sie das zwei-, dreimal hintereinander. So kommt ein wenig Ruhe in Körper und Geist. Für bewusstes Atmen brauchen Sie keine Yogamatte. Bewusst atmen können Sie jederzeit und an jedem Ort. Solche Zeitgeschenke gibt es übrigens ziemlich häufig. Wir überbrücken Sie leider nur allzu oft mit dem Griff nach dem Handy.
Claudia Flöer, Programmleitung Pflege Buch bei der Schlüterschen
8. Ein Urlaubstag zwischendurch
Die Deko noch nicht sortiert, die Weihnachtskarten noch nicht geschrieben, die Plätzchen noch nicht gebacken? Ein oder zwei Urlaubstage aufsparen und alles nach einem netten morgendlichen Kaffee ganz gemütlich erledigen
Katja Koschate, Lektorin (humboldt Verlag) bei der Schlüterschen
9. Heiße Taigawurzel mit Zitrone
Weihnachtszeit ist Teezeit. Nicht nur das kalte und ungemütliche Wetter sind gute Gründe, um zu einer heißen Tasse Tee zu greifen. Diverse Heilpflanzen können auch dafür sorgen, dass wir trotz stressiger Belastungen fit und leistungsbereit bleiben. Allen voran die Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus). Ihre Wirkstoffe reduzieren die Ausschüttung von Stresshormonen und damit auch die Erschöpfungsphasen nach stressigen Situationen. Studien zeigen: Die regelmäßige Einnahme von Taigawurzel macht resistenter gegen Stress, steigert unsere Leistung und wirkt gegen Müdigkeit. Zudem ist sie eine prima Unterstützung während der Erkältungszeit: Sie aktiviert das Immunsystem und wirkt antiviral.
Für die kalten Tage eignet sich besonders unser Rezept „Heiße Taigawurzel mit Zitrone“: 2 bis 3 x tgl. 1 EL geschnittene Taigawurzel mit 1⁄4 Liter siedendem Wasser überbrühen, 15 Minuten zugedeckt ziehen lassen und den Saft einer halben Zitrone hinzugeben.
Sebastian Vigl (www.ihre-heilpraktiker.berlin), Heilpraktiker, Autor (zusammen mit Anne Wanitschek) von Die Leber natürlich reinigen
10. Ohne Kontrollzwang Essen genießen
Ich finde es wichtig, dass man die Zeit zwischen dem 1. Advent und den Heiligen 3 Königen am 6. Januar auch als Zeit des Genießens ansieht und nicht so streng auf die Ernährung achtet. Wichtig ist, dass man sein Ernährungs- und Bewegungsverhalten im Rest des Jahres (Ausnahmen natürlich im Urlaub, bei Familienfeiern et cetera) beobachtet und - wenn nötig - modifiziert.
Sven Bach (www.sven-bach.de) Diätassistent, ernährungstherapeutischer Berater, Autor von Sven Bachs Jobfood: Schlank und gesund im Arbeitsalltag. Mit Wochenplan und Meal Prep.
11. Märchen lesen
Haben sie schon mal bei Kerzenschein eine Orange geschält und gegessen, wenn sie gerade von Charles Dickens die Geschichte „Die Apfelsine des Weisenknaben“ gehört haben? Die Aromen und die Geschichte verknüpfen sich zu einer einzigartigen Atmosphäre und man schafft sich diese Gemütlichkeit mit dem Zauber von Weihnachten. Gerade diese Gemütlichkeit sind Auszeiten von den stressigen Phasen.
Das Märchen „Sterntaler“ ist wunderschön, wenn draußen die Sterne am Himmel stehen. Schneit es, dann wird Schnee zu Magie, wenn man Frau Holle liest. Also nehmen Sie sich die Zeit für Ruhe und Gemütlichkeit.
Weihnachten ist für mich die Zeit der Traditionen und Rituale, durch die sich bei mir große Vertrautheit einstellt. Dazu gehört es für mich auch, die alten Märchen und Geschichten zu lesen oder noch besser - sie sich im kleinen Kreise gegenseitig vorzulesen. Wichtig ist, dass man sich die Zeit und den Raum für diese Geschichten schafft. Haben ihre Eltern Ihnen vielleicht Geschichten vorgelesen oder haben Sie ihren Kindern eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen? Wenn ja, dann kennen Sie diese Gemütlichkeit und die Geborgenheit, die man und diese Zeit, die man durch das Vorlesen schaffen kann.
Anna Kathrin Holtwiesche, Sozialarbeiterin (B.A.), Autorin von
12. Buffet statt Menü
Sprechen Sie sich in Sachen Essen mit der Familie ab. Es darf auch mal ein Buffet sein. Wählen Sie Speisen, die sich etwas länger im Voraus zubereiten lassen und nicht auf den Punkt serviert werden müssen. Das nimmt den Druck und gibt Ihnen die Möglichkeit, die Vorbereitung zu entzerren. Zögern Sie auch nicht, die dieses Jahr recht begrenzte Gästeschar zu bitten, hier und etwas beizutragen, etwa eine Vorspeise oder ein Dessert.
Kirsten Gaede
13. Wichteln statt jedem etwas schenken
Wenn sie zu Weihnachten wichteln, haben sie sehr viel weniger Stress, da Sie nur die Person beschenken, deren Namen sie gezogen haben. Außerdem ist es kostengünstiger, Sie sparen sehr viel Geld für Geschenke und trotzdem bekommt jeder etwas.
Andrea Lehwald (auf facebook), Krankenschwester, Krankenhausberaterin, Autorin von Krankenpflege-Personal finden und binden: Wie Sie ein attraktiver und begehrter Arbeitgeber werden
14. Tipps für mehr Gelassenheit im Kreise Ihrer Lieben
Zu allererst ist es wichtig, sich mit den Personen, mit denen man Weihnachten verbringen wird, darüber rechtzeitig auszutauschen, wie das Weihnachtsfest aussehen soll. Dafür ist es wichtig, sich selbst im Klaren darüber zu sein, wie Weihnachten aussehen soll. So kann jeder seine Ideen einbringen und für ein persönliches, schönes Fest sorgen. Wenn es mal keine über Einstimmung gibt, kann es auch an der Zeit sein, einfach mal an sich zu denken und das zu tun, was für einen selbst am besten ist.
Für stressfreie Weihnachten ist es meiner Ansicht nach außerdem sehr wichtig, sich nicht zu 100 Prozent zu verplanen. Einerseits hilft es sehr, sich immer mal für 5 Minuten zurück zu ziehen und sich auf sich und „sein Fest“ zu besinnen.
Auch 30 oder 60 Minuten, die man an den Feiertagen alleine bei einem Spaziergang oder ähnlichem verbringt, sind eine echte Wohltat. Schließlich ist es ja nicht für jeden etwas, drei Tage am Stück mit anderen Menschen zu verbringen.
Und bitte nicht vergessen: Weihnachten ein Fest der Liebe und nicht der Perfektion. (Siehe auch weiter oben Tipp 3) Christian Bremer, Coach, Autor und Seminarveranstalter mit dem Spezialgebiet Gelassenheit
Protokoll: Kirsten Gaede
Illustration: Andrea Wiedermann